1. Etappe - Tagebuch
Warum eigentlich?
Wie kommt man überhaupt auf die Idee, eine solche Reise zu machen? Diese Frage wird uns unterwegs gern und häufig gestellt. Letztlich ist der Wunsch in jedem einzelnen Menschen, ob bewusst oder unbewusst, vorhanden: Aus dem Alltag auszubrechen, unbekannte Länder und fremde Kulturen kennenzulernen, unsere eingefahrene, gewohnte Lebensweise in Frage zu stellen, den Horizont zu erweitern und Ideen zu sammeln. Eine Weile den eigenen Lebensrhythmus zu leben ohne Stundenplan - Zeit zu haben, zum Nachdenken und zum Lernen. Danach das Wichtigste: das Gelernte im Alltag anzuwenden, sich nicht wieder mitschwemmen zu lassen in unserer entwickelten Industrie-Kultur. Es ist zwar sehr einfach mitzuschwimmen, doch wirst Du nie vollkommen zufrieden sein können. Du musst Dir klar sein wie Du selbst leben willst, und dann Dir Dein Umfeld schaffen, wo Du glücklich sein kannst. Dies ist jedoch bestimmt nicht der einfachste Weg. Doch es liegt nur an Deinem Durchsetzungsvermögen und Deinem Willen. Wenn Du dies nicht lernst beim Reisen, kommst Du nicht allzu weit. Weder im Reiseland, noch im Leben. Nur auf Dich kommt es an. Zu wissen, was Du willst.
Für die Menschen unserer westlichen «zivilisierten» Welt gibt es ganz bestimmt keine finanziellen Hinderungsgründe eine solche Reise zu realisieren. Je nach Mitteln werden die Reisebedingungen luxuriöser, doch machbar ist es. Das grösste Problem ist sicher unser anerzogenes Sicherheitsbedürfnis. Die Angst. «So schön müsste man es haben. Aber ich kann doch meine Stellung jetzt nicht aufgeben - wer weiss ob ich dann wieder eine finde? Danach hätte ich ja gar keine Ersparnisse mehr, keine finanzielle Sicherheit. Und wenn etwas passiert? Ist da nicht zuviel Risiko dabei? Man müsste sich gegen Diebstahl, Unfall, Krankheit, Katastrophen versichern. Das wird teuer.»
Was wir absolut bestätigen können ist, dass wir tatsächlich alles aufgeben mussten: den Job, die Wohnung, das Auto, die Sicherheit und alle schweizerischen Gewohnheiten. Wir mussten uns von Familie und Freunden trennen mit dem Bewusstsein, sie eineinhalb Jahre nicht mehr zu sehen. Es kann viel passieren in dieser Zeit und man hat absolut keinen Einfluss mehr aus dieser Distanz. Wir wussten nicht, was uns nach der Rückkehr erwartet. Und ja, es wurde teuer.
Doch trotz allem...
...unsere bezaubernden oder lehrreichen Erlebnisse, die gesammelten Erfahrungen und gewonnenen Einsichten sind nicht mit Gold aufzuwiegen.
Denkt daran: Einen Reisebericht zu lesen, und sei es von noch so nahestehenden Personen, ist keinesfalls zu vergleichen mit selbst Erfahrenem - und schnell vergessen. Doch vielleicht ist es möglich, eine Ahnung zu vermitteln, wie es sein könnte...
...unsere bezaubernden oder lehrreichen Erlebnisse, die gesammelten Erfahrungen und gewonnenen Einsichten sind nicht mit Gold aufzuwiegen.
Denkt daran: Einen Reisebericht zu lesen, und sei es von noch so nahestehenden Personen, ist keinesfalls zu vergleichen mit selbst Erfahrenem - und schnell vergessen. Doch vielleicht ist es möglich, eine Ahnung zu vermitteln, wie es sein könnte...
Der grosse Start
Prudhoe Bay, 11. Juni 1995
Vor dem Central-Checkpoint der grossen Ölfirmen steht er nun, bereit zur grossen Reise quer durch Amerika, unser immer lachende VW-Bus. Sein Motor schnurrt bereits und seine leuchtenden Augen können kaum warten bis es losgeht. Seine Insassen Iris - der er sein fröhliches Gesicht zu verdanken hat - und ich, eher um Motor und Fahrwerk besorgt, freuen uns riesig auf die vor uns liegenden 50- oder 60- oder mehr tausend Kilometer der berühmt-berüchtigten Panamericana von Alaska bis Argentinien.
Vor dem Central-Checkpoint der grossen Ölfirmen steht er nun, bereit zur grossen Reise quer durch Amerika, unser immer lachende VW-Bus. Sein Motor schnurrt bereits und seine leuchtenden Augen können kaum warten bis es losgeht. Seine Insassen Iris - der er sein fröhliches Gesicht zu verdanken hat - und ich, eher um Motor und Fahrwerk besorgt, freuen uns riesig auf die vor uns liegenden 50- oder 60- oder mehr tausend Kilometer der berühmt-berüchtigten Panamericana von Alaska bis Argentinien.
Die Vorgeschichte
Wohnungsräumung, Abschiedsparty, Überflug nach Vancouver und Fahrt nach Prudhoe Bay - das ist etwa in Express die Erklärung, wie wir hierher gelangt sind.
Die Idee einer längeren Reise schwirrte bereits seit Jahren in meinem Kopf herum. Deshalb investierte ich auch sowenig wie möglich in eine eigene Wohnung und hauste während meiner Alcatel-Zeit in diesem Mauseloch von Studio in Au. Einerseits ist es ganz gut, allein zu reisen. Die Kontaktfreudigkeit ist sicher grösser zu Einheimischen und anderen Reisenden. Mit einer Gruppe zusammen kann die Koordination etwas darunter leiden. Zu dritt ist auf Dauer ungünstig. Am besten zu zweit.
Die Idee einer längeren Reise schwirrte bereits seit Jahren in meinem Kopf herum. Deshalb investierte ich auch sowenig wie möglich in eine eigene Wohnung und hauste während meiner Alcatel-Zeit in diesem Mauseloch von Studio in Au. Einerseits ist es ganz gut, allein zu reisen. Die Kontaktfreudigkeit ist sicher grösser zu Einheimischen und anderen Reisenden. Mit einer Gruppe zusammen kann die Koordination etwas darunter leiden. Zu dritt ist auf Dauer ungünstig. Am besten zu zweit.
Für eine längere Reise wie diese bevorzuge ich eindeutig ein Fahrzeug, genauer gesagt ein Wohnmobil. Bei wochelangem Unterwegssein, eventuell jeden Tag an einem anderen Ort, ist es einfacher, wenn man nicht jeden Abend nach einer Unterkunft und etwas Essbarem suchen muss.
Das Reisen im Wohnmobil ist zu zweit sicher am angenehmsten. Zu einsam sind die vielen Fahr- und Erholungsstunden alleine. Doch all die Probleme, die zu zweit wieder entstehen können...
In all diese Überlegungen und Erwägungen platzte dann Iris. Es zeigte sich dann, dass sie nicht nur an aussergewöhnlichen Aktivitäten Spass hat, sondern auch zäh sein kann und in anstrengenden Situationen durchbeisst. Sie geniesst gern gemütliche Stunden und ist auch daher die ideale Reisepartnerin. Zudem beherrscht sie das Handwerk des Kochens. Das ist immer gut.
In all diese Überlegungen und Erwägungen platzte dann Iris. Es zeigte sich dann, dass sie nicht nur an aussergewöhnlichen Aktivitäten Spass hat, sondern auch zäh sein kann und in anstrengenden Situationen durchbeisst. Sie geniesst gern gemütliche Stunden und ist auch daher die ideale Reisepartnerin. Zudem beherrscht sie das Handwerk des Kochens. Das ist immer gut.
Ankunft in Vancouver
«Schau, da sind sie!», erleichtert winken wir John und Wahyu zu, die schon etwas ungeduldig mit einer Tom-and-Iris-Tafel hinter der Abschrankung stehen.
Wie die Reise war, wollen sie wissen, ob wir müde seien. Dankbar überlassen wir uns der Fürsorge der beiden Kanadier und sinken von der Reisemüdigkeit schon ziemlich umnebelt in die weichen Autositze.
Wie die Reise war, wollen sie wissen, ob wir müde seien. Dankbar überlassen wir uns der Fürsorge der beiden Kanadier und sinken von der Reisemüdigkeit schon ziemlich umnebelt in die weichen Autositze.
Ja, sicher ist uns der Abschied schwergefallen - was für eine Frage. Doch zum Glück umstürmten uns so viele zu erledigende Dinge; was gibt es nicht alles zu ordnen, aussortieren, arrangieren, umherzuschieben und abzuklären, bevor man eine knapp 2-jährige Reise einigermassen unbeschwert antreten kann. Ist auch wirklich an alles gedacht? Wir haben vier Ordner mit Dokumenten, -Kopien, Bankdaten, Kontakt-Adressen und Allerlei prall gefüllt und unsere Eltern dem Schicksal überlassen. Haben wir uns eigentlich für die Betreuung schon bedankt?
Und plötzlich sitzen wir morgens um 5 Uhr auf dem Zürcher Hauptbahnhof auf der grüngestrichenen Holzbank inmitten unserem Gepäck; und schauen uns verwundert an. Geht es jetzt wirklich los? Uiiiiiiiiiiii - die Bremsen kreischen: «Schnellzug nach Zürich Flughafen, Winterthur, St.Gallen - alles einsteigen!»
«Fühlt Euch nur wie zu Hause,» hören wir noch kurz vor dem erschöpften Einschlafen, «fragt nicht, tut einfach zu was Ihr Lust verspürt – eben wie zu Hause!» Nun, das tun wir dann auch. Wir lernen Kermit kennen; er ist bezeichnenderweise grün wie die Hoffnung. Wir lösen seine Nummer ein und beginnen ihn einer genaueren Untersuchung zu unterziehen.
Kermit’s Gesundheitszustand
Das Bett, welches zweiteilig nach hinten geklappt werden kann, ist brauchbar. Das mittlere Brett liegt auf den Sitztruhen auf und das vordere Brett stützt sich auf einem etwas instabilen und erst noch zu kurzen Klappbein ab.
Der Kühlschrank und die beiden Kochplatten sind gut. Die Kombination versperrt jedoch den Türgriff der Seitentüre. Im Notfall sollte sie aber schnellstmöglich zu öffnen sein.
Der Kühlschrank und die beiden Kochplatten sind gut. Die Kombination versperrt jedoch den Türgriff der Seitentüre. Im Notfall sollte sie aber schnellstmöglich zu öffnen sein.
Von unschätzbarem Wert ist das hohe Dach! Selbst ich kann da problemlos aufrecht stehen. Im hinteren Teil ist es noch höher. Das Dachfenster ist klappbar, mit Fliegengitter und Ventilator ausgerüstet. In der Wüste werden wir froh darum sein! Mit einem Fliegengitter sind auch die beiden oberen Seitenfenster bezogen. Diese Fenster bringen auch viel Licht ins Wageninnere. Es weht ein angenehmer Luftzug, wenn beide Fenster gleichzeitig geöffnet sind.
Oberhalb der Schiebetüre hängt auch eine Neonlampe. Diese ist sehr sparsam im Verbrauch, aber leuchtet jeden Winkel gut aus. Viel Gepäck lässt sich auf der Fahrkabine und auf dem hinteren Tablar unterbringen.
Der hohe Schrank ist nicht mehr besonders stabil. Er war auch zu schwach gebaut. Früher wurde er sogar als Toilette benutzt. Jetzt lässt sich dieser Raum nicht mehr optimal nutzen. Der Wassertrog befindet sich unbequemerweise innerhalb dieses Schrankes. Nur mit akrobatischen Verrenkungen kann er genutzt werden. Da muss etwas anderes hin.
Der hohe Schrank ist nicht mehr besonders stabil. Er war auch zu schwach gebaut. Früher wurde er sogar als Toilette benutzt. Jetzt lässt sich dieser Raum nicht mehr optimal nutzen. Der Wassertrog befindet sich unbequemerweise innerhalb dieses Schrankes. Nur mit akrobatischen Verrenkungen kann er genutzt werden. Da muss etwas anderes hin.
Wir überlegen uns, was wir belassen sollen wie es ist, und was wir ändern oder neu bauen sollen. Die Gasflasche muss auf jeden Fall weg. Der Wassertank gehört direkt unter das Dach, so dass - wenn auch ein kleiner - Druck für das fliessende Wasser entsteht. Der WC-Schrank muss raus und das Bett stabiler gestützt werden. Auch die Bremsen und die Reifen müssen in Ordnung gebracht werden. Die nächsten Tage haben wir auch für solche Arbeiten reserviert.
Die Gasflasche abzumontieren ist gar nicht so einfach. Bei den beiden vorderen Schrauben weist der Wagenboden zwei riesige, vom Rost zerfressene Löcher auf. Um die hinteren Schrauben lösen zu können, müssen die Muttern im Wageninnern gegengehalten werden. Darauf liegt jedoch der Novillon-Boden. Darunter ruht eine sich über den ganzen Boden erstreckende Holzplatte, worauf die gesamte Einrichtung gebaut worden ist. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als alles auszubauen.
Die Standheizung bereitet besondere Probleme, denn das Rohr hat sich durch die Hitze an die Wandöffnung geschweisst. Beim anschliessenden Heben des Holzbodens zeigt sich das wahre Gesicht des Wagenbodens: Ziemlich rostig und zerlöchert sieht er aus. Besonders schlimm ist der Übergang zum Radkasten. Beim Ansetzen des Schraubenziehers fällt er durch das Blech.
Der Boden kann durch einen neuen Anstrich vor weiterem Rosten bewahrt werden, die durchgerosteten Partien aber müssen zuerst noch geschliffen und mit Glasfaser behandelt werden. Die Schrauben des Gastankes lassen sich jedoch immer noch nicht lösen - sie sind vollständig festgerostet. Mit mühsamen Verränkungen sägt Tom fluchend die Schrauben durch.
Nachdem wir unsere erste «vollständige» Einkaufsliste von allen benötigten Ersatzteilen und Einrichtungsmaterialien zusammengestellt haben, stellt uns John freundlicherweise seine gesammelten Einkaufserfahrungen geduldig zur Verfügung und erklärt uns die Standorte der verschiedenen Lokalitäten in Mission, Abbotsford und Vancouver.
Wir verbringen einen beträchtlichen Teil unserer Arbeitszeit mit der Suche dieser Zentren und stundenlangem Ablaufen der endlosten Regale mit unvorstellbar interessanten Produkten («s'gid nüd was‘ nid git!»). Die Begriffe Canadian Tire, Lumberland, Radio Shack, Home Hardware, Wallmart, etc. sind uns unterdessen geläufig.
Nun geht es aber auch darum, all die besorgten Materialien im Schweisse unseres Angesichts (es ist zum Glück ist es wunderbar sonnig und warm!) zu sägen, schrauben, leimen, einzupassen und wieder auseinanderzunehmen. John's gesamte, gut ausgerüstete Werkstatt steht uns zur Verfügung. Und Platz ist auch reichlich vorhanden. Nur Wahyu bereiten wir etwas Kummer mit der Schmutzproduktion, sie wedelt häufig zwischen uns mit dem Besen umher (jeweils am Abend räumen und wischen wir stets). Dafür erlöse ich sie stets vom verhassten Abendessen-Kochen.
Wir rüsten uns auch mit allen Werkzeugen aus, die wir auf unserer Reise brauchen könnten. Zum Glück sind sie hier sehr günstig zu bekommen.
Das Auto für eine solche Reise vor Ort kaufen oder von zu Hause mitnehmen?
Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Mit dem Autokauf hier fahren wir sicher viel günstiger, zumal wir Kermit sowieso ohne Risiko von s'Zumis abgekauft haben, welche nichts daran verdienen wollten. Nebst dem Kaufpreis erstehen wir Ausrüstung, Material, Werkzeuge und Ersatzteile hier viel billiger als in der Schweiz. Teure Investitionen im Sinne der Schweizer Motorfahrzeugkontrolle entfallen hier vollständig.
Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Mit dem Autokauf hier fahren wir sicher viel günstiger, zumal wir Kermit sowieso ohne Risiko von s'Zumis abgekauft haben, welche nichts daran verdienen wollten. Nebst dem Kaufpreis erstehen wir Ausrüstung, Material, Werkzeuge und Ersatzteile hier viel billiger als in der Schweiz. Teure Investitionen im Sinne der Schweizer Motorfahrzeugkontrolle entfallen hier vollständig.
Das Problem ist vielleicht, hier einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden. Eine Bohrmaschine und eine Säge braucht man mindestens. Aufwendiger wird es, wenn noch Arbeiten am Motor und Fahrwerk zu verrichten sind. Irgendwo muss man auch schlafen, kochen und essen, auch wenn das Wohnmobil im Rohbau dasteht und unter dem Arbeitsdreck fast erstickt. Wir haben das grosse Glück, dass uns John und Wahyu in ihrem Haus aufgenommen haben und uns ihre Infrastruktur zur Verfügung stellen.
Zu Hause hat man allerdings mehr Raum und Zeit um den Camper auf die Reise vorzubereiten. Der Einbau kann in Ruhe getestet und verbessert werden. Mit dem Auto ist man auch bereits vertraut. Man kennt alle Macken und Tücken und kann sich darauf vorbereiten. Das sind alles Vorteile, die die Mehrkosten der Überschiffung ausgleichen können.
Das Klapp-Bett
In den gut zwei Wochen unseres Aufenthaltes hier in Mission erhält Kermit ein vollständig neues Innenleben. Die Liegefläche des Klappbettes erhöhen wir um 10cm. Darunter entsteht ein komfortabler Stauraum, welcher erst noch günstig im tiefen Schwerpunkt des Wagens liegt. Darin verstauen wir nun diverses Not- und Ersatzmaterial. Neben Motorenöl, Holz- und Blechplatten finden aber auch praktische Campingartikel wie Stühle, Tisch, Beil und Spaten Platz. Von der Hecktüre aus sind sie sehr schnell hervorgeholt und wieder verstaut.
Der Radkasten
Den Raum im hinteren linken Winkel des Wagens, wo vom VW-Werk eine Aufnahme des Reserverades vorgesehen ist, nutzen wir für Werkzeuge, Ersatzmaterial und Reservekanister (dieser riecht zwar oft nach Benzin - dafür müssen wir noch eine andere Lösung finden).
Die Küchen-Kombination
Vor diesem Radkasten zieht sich nun unsere neue Kombination bis zum Fahrersitz durch. Vom vorderen Ende bis zur Bettkante ist die Kombination breiter, sodass der breite Kühlschrank darunter Platz findet und der Abwaschtrog hinter den Fahrersitz passt. Teller, Tassen und Gläser finden im schmaleren hinteren Teil Platz. Gewürze, Tee und Besteck in der Schublade über dem Kühlschrank.
Das Wasser-System
Unter dem Abwaschbecken ist ein Wasserfilter eingebaut. Die Wasserversorgung besteht aus einem 3x 10Liter-Wassersystem: Vom ersten Wasserkanister über der Fahrerkabine tropft das schmutzige Wasser durch das Filter in den Kanister unter dem Abwaschbecken.
Der Trinkwasser-Kanister, wird ebenfalls über der Fahrerkabine plaziert, und an den Wasserhahn angeschlossen. Als Alternative zu diesem System bietet sich ein Wasserhahn mit Pumphebel an. Daran kann dann ein grosser Wassertank auf dem Schwerpunkt-günstigeren Wagenboden angeschlossen werden. Das Filterproblem ist dann allerdings noch nicht gelöst.
In Nordamerika ist sauberes Trinkwasser nie ein Problem. Doch ab Mittelamerika ist ein Filter unumgänglich. Wir wissen es auch zu schätzen, zwei freie Hände zum Waschen oder zum Putzen von Gemüse zu haben. Dank unserem Druckwasser-System kann auch eine Leitung vor dem Wasserhahn als Dusche abgezogen werden. Hinter dem Fahrersitz montiert, reicht der Schlauch weit zur Fahrertüre hinaus. Nun können wir auch in der Wildnis komfortabel, wenn auch kalt, duschen und Haare waschen.
Der Backofen
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4.2.5Der BackofenEin gutes Stück Raum und Geld haben wir in unseren Gas-Backofen mit drei Kochstellen investiert. Den Ofen schätzen wir sehr. Zwischen den Gummi-Broten hier sind wir um ein selbstgebackenes Brot sehr froh. Auch unseren Knusperbraten, Kartoffelgratin, Schoggimuffins und Wähen möchten wir nicht mehr missen. Seit der Standofen ausser Betrieb ist, dient der Backofen ausserdem als Heizung. Seine positiven Eigenschaften rechtfertigen durchaus seinen Mehrbedarf an Platz. Er steht jetzt auf der rechten Wagenseite vor dem Radkasten. Bei offener Seitentüre kann von aussen gekocht werden. Unter dem Ofen befindet sich das Schuhfach.
4.2.6Das Klapp-BettDas Bett stützt sich auf dem Ofen ab und ist zweifach klappbar. Die 15cm des mittleren Brettes bieten genügend Raum für die Matratze beim Zurückklappen (Tagesgebrauch), sodass das vordere Brett waagrecht aufliegt und die so entstandene Fläche als Ablegefläche für Bücher, Pfannen, Schüsseln, etc. genutzt werden kann.
4.2.7Die VorratskammerVor dem Bett, zwischen dem Ofen und dem Geschirrkasten, fand noch eine Sitzbank Platz. Darunter ist die Gasflasche und unsere Vorräte untergebracht.
4.2.8Das EsszimmerHinter den beiden Fahrersitzen befinden sich zwei Blechtrennwände zum Wohnraum. Am Blech des Beifahrersitzes montieren wir einen Klapptisch. Zum Sitzen benützen wir einfache Camping-Klappstühle.
4.2.9Schutz vor neugierigen BlickenZum Schutze vor neugierigen Blicken, oder zum Abdunkeln gegen die allzuhelle Mitternachtssonne schneidert Iris Vorhänge zurecht. Die Auswahl der Farbe erweist sich als schwierig. Die VW-Konstrukteure müssen einen schlechten Tag gehabt haben, als sie dieses sehr spezielle Froschgrün entschieden haben. Dazu passt fast keine normale Farbe. Mit dem dunklen Tannengrün fand Iris einen guten Farbton.
4.3Das ResultatDie kurze Zeit, die wir nicht nur für allgemeine Vorbereitungen, sondern auch für das Konstruieren und Installieren der Einrichtung zur Verfügung hatten, ist sicher keine gute Voraussetzung um einen Schönheitswettbewerb zu gewinnen. Doch sie ist praktisch und stabil (für die künftigen Schotterstrassen). Und das ist uns wichtig. Für Kleider und sonstige Reise-Utensilien dienen die beiden Hochschränke über dem Bett und der Führerkabine. Über die linke Innenseite ziehen sich zwei Tablare. Auf dem oberen lassen sich vielbenützte Vorratsdosen und Bücher verstauen. In den zahlreichen Kistli des unteren Tablars lassen sich kleine Gebrauchsgegenstände wie Taschenlampe, Seife, Jasskarten, Schreiber, etc. verstauen. Nur dank dem Hochdach sind diese Tablare überhaupt möglich.
5 Banff- und Jasper-Nationalpark5.1Monika & MarcelDer peitschende Regen klatscht an die beschlagene Windschutzscheibe. Die Scheibenwischer arbeiten wie verrückt und können dennoch nur wenig Sicht in die stockdunkle stürmische Nacht bringen. Ich klammere mich ans immer wieder ausbrechende Lenkrad und versuche, Kermit einigermassen auf der Spur zu halten. Im Rückspiegel sehe ich Thomas' blonden Haarschopf aus dem warmen Schlafsack ragen. Er ruht sich gerade, so gut es eben bei diesem friedlichen Wetter geht, für seine Fahrschicht aus.
«Na endlich, da seid Ihr ja! Wänd er en Kafi?», begrüssen uns Monika und Marcel Büttiker-Büttiker auf dem verabredeten Camping kurz vor den Toren des Banff-Nationalparks.
5.2Kicking HorseDie ersten gemeinsamen Tage verbringen wir am mächtig rauschenden Kicking-Horse-River unter grünen Tannenwipfeln, gekrönt von weiss-gehaubten Bergspitzen: Im Kicking-Horse-Campground.
Tom und Marcello biken zum türkisblauen Moraine-Lake, Monika und ich liegen im weichen warmen Gras und lesen, umgeben von pfeifenden eifrig-gierigen Erdhörnchen - sie haben unsere Kekse gerochen und werden sehr anhänglich.
Dieser Campingplatz ist selbst-registrierend, das heisst man sucht sich einen schönen Platz, schreibt die Platznummer, die Autonummer und wie lange man zu bleiben gedenkt auf eine Karte und steckt sie zusammen mit dem entsprechenden Geldbetrag in einem Couvert in den Briefkasten.
5.3Wildwasser«Big hold on!» - eine riesige gischtweisse Welle schwappt über uns und das eisigkalte Wasser rinnt in den Nacken hinunter. Wie die Wangen rosig glühen! Wir paddeln wie wild (daher wahrscheinlich der Name), um die vor uns brodelnden Stromschnellen einigermassen elegant zu überwinden. Sie heissen «You ain't seen nothing yet» (~ «Du hast noch überhaupt nichts (derartiges) gesehen»). Das Adrenalin brodelt eifrig mit.
5.4Pferde-RittWir schaukeln in einer Reihe auf den breiten Rücken ausgedienter Kavallerie-Pferde am Ufer des Lake Louise entlang. Das noch von einzelnen Eisschollen geprenkelte Wasser glitzert türkisblau zwischen den Tannen hervor. Jetzt, Anfang Juni, ist es noch ziemlich früh im Jahr. Die Wege in die Berge sind noch voller Schnee und Eis. Nur ein paar vorwitzige Blumen strecken die Köpfe aus dem hartgefrorenen Boden am Wegesrand. Steifbeinig staksen wir fröstelnd zum Auto zurück, um uns bei einer heissen Tasse Tee und einem Jass aufzuwärmen. Das Jassen ist überhaupt das unterhaltsamste und fleissig ausgeübte Regenwetter-Programm solange wir noch zu viert sind. Gschtoche Bock!
5.5Kanu-Fahrt«Jetzt rechts paddeln, nein stärker - links, links! Aber gopfritschtutz so gib Dir doch etwas Mühe!» Thomas und ich üben unseren Teamgeist beim Kanufahren in der Bow-Lake-Gegend. Monika und Marcel haben sich scheinbar schon längst zusammengerauft. Sie sind uns weit voraus an der Fluss-Biegung. Keuchend ziehen wir das Kanu durch die Uferböschung an Land, um die Bahnlinie zum See hin zu überqueren. Wir müssen die Abkürzung nehmen, weil eine Elchkuh Junge geworfen hat. Diese Tiere können sehr gefährlich werden, ahnen sie eine Bedrohung für ihre Kinder und schrecken auch vor Verfolgung nicht zurück.
Es ist sehr friedlich, so durch den stillen See zu gleiten. Rhytmisch platschen die Paddel in das vom Torf rostbraune seichte Gewässer. Weisskopf-Adler ziehen hoch oben ruhig ihre weiten Kreise.
5.6WasserfälleWir besuchen noch die Takkakaw-Falls, welche einen freien Fall von über 300 Meter darstellen; und folgen dem Wasserlauf aufwärts zu den Laughing-Falls. Diese stellen sich als richtige Lach-Kaskaden vor und hüpfen von einem Felsvorsprung zum anderen spritzend herunter. Der Weg im Johnston-Canyon führt uns durch eine eindrucksvolle düstere Schlucht an einem kleinen Fluss entlang. Dieser schlängelt und quetscht und spritzt durch ausgewaschene Felsbecken, enge Spalten und über scharfgebrochene Felskanten hinunter, dass es einem durch alle Sinne braust und brodelt.
5.7AbschiedSchon ist die gemeinsame Reisezeit um. Es gilt Abschied zu nehmen für die nächsten paar Monate. Im Ofen brutzelt bereits der Rindsbraten und es duftet rings um Kermit verführerisch nach Rotweinsauce und dem Knoblauch vom Kartoffelgratin. Wir stossen auf unsere gemeinsame Ferienzeit an und beschliessen sie mit einem letzten Jass für eine lange Zeit...
6 Inside Passage6.1Prince RupertWieder brausen wir des nachts durch die Landschaft Richtung Schiffs-Steg in Prince Rupert, denn wir haben den Abfahrtstermin später vermutet. Diesmal ist die Nacht wunderbar lind und ziemlich hell, sind wir doch schon relativ weit im Norden.
Wir müssen die Fahrt von Prince Rupert nach Skagway, die sogenannte Inside-Passage, neu buchen. Unser Reisebüro - nie wieder von einem Dritten abhängig sein! - hat die Zahlung zu spät überwiesen und uns trotzdem eine Buchungs-Bestätigung geschickt. Doch wir haben ja Zeit. So führt uns die Fahrt erst mal nach Wrangell, einer idyllisch einsam gelegenen Insel. Hier existiert die einzige Kommune Alaskas, welche je unter Russischer, Britischer und Amerikanischer regiert worden ist. Es regnet. Der zweite Halt ist in Juneau, der Hauptstadt Alaskas. Hierher führt keine Strasse des Festlandes, doch ist es bereits etwas touristischer. Wir machen eine Schaufensterbesichtigung. Aus Einkäufen wird nichts: Erstens haben wir keinen Platz für Souvenirs, zweitens kein Geld - Essen ist wichtiger. Interessant, nicht wahr, wie sich Schwerpunkte bilden. Sind wir Touristen?
7 Skagway7.1 Gold, gold, gold - the goldrush is on!Skagway war die Pforte für alle Goldsucher Ende neunzehntes Jahrhundert. Zu Tausenden strömten sie aus allen Richtungen nach Skagway, um über den berühmten Whitepass nach Dawson City zu gelangen.
Eine der berühmtesten Szenen der Goldrauschzeit war die Überquerung des Chilkoot-Passes auf dem Weg nach Dawson City. Dieser 3'739 Fuss hohe Pass wurde oft dem zwar leichteren, doch etwas längeren Whitepass vorgezogen, obgleich die ersten 33 Meilen des 500 Meilen langen Fussmarsches sehr steil und gefährlich waren. Jedermann musste damit rechnen, von seinen mitgeschleppten Vorräten 1-2 Jahre überleben zu müssen, denn sie hatten keine Ahnung, was sie nach ihrer langen und mühseligen Reise in Dawson erwarten würde.
Thomas zeigt auf ein Schild: «In einer Stunde beginnt hier eine Theatervorführung über die wilden Zeiten Skagways - komm wir gehen hin».
Die Zuschauer schieben sich durch den engen Eingang des «Arctic Brotherhood»-Gebäudes in den etwas muffigen Theater-Saal, äh...Bruderschafts-Saal. Hier seien die wahren Freundschaften geschlossen worden, donnert der Schauspieler und zupft an seiner Gitarre zur Unterstreichung seiner stimm-gewaltigen Erzählungen.
Wir lassen uns mittragen von der Stimmung alter Zeiten und frieren in dürftig zusammengenähten Stoffzelten der ersten Skagway-Zeit, zittern vor dem berüchtigten Soapy-Smith-Bandit und beobachten staunend, wie tausende und abertausende von unerschrockenen und vor Goldgier hart gewordenen Menschen ihre Last an Lebensmitteln für zwei Jahre den steilen Whitepass hinaufschleppen. Wir freuen uns über die Fertigstellung der ersten Eisenbahnlinie über diesen Pass und hören die Lokomotive dampfen und fauchen.
8 Dawson CityÜber den überraschend wüstenähnlichen Whitepass gelangen wir nach Whitehorse und schliesslich nach Dawson City.
Hier oben sind keine Strassen mehr asphaltiert. Die Erde ist in den drei Sommermonaten nur bis zu 30 cm Tiefe aufgetaut und darunter beinhart gefroren. Wegen dieser Permafrost-Böden, die durch den extremen Sommer-Winter-Wechsel, heftige Bewegungen und Verschiebungen erfahren, sind die allermeisten Verbindungsstrassen hier im Norden nur aus Schotter. Wir haben auch Bekanntschaft mit ein paar wenigen Asphaltstrassen gemacht, doch habe ich heute noch Probleme mit meinen strapazierten Nackenwirbeln. Durch die permanenten Bodenverschiebungen entstehen Risse, riesige Löcher und unerwartete Wellen im Asphalt. Kermit hat bei solchen Gelegenheiten richtige Froschsprünge mit allen vier Rädern vollführt, und so seinem Namen alle Ehre gemacht...
Dawson ist eine lebendige Goldgräber-Stadt. Noch immer wird hier nach Gold geschürft und überhaupt nach alter Sitte gelebt. Das quirlige Spielkasino und die schummrigen Bars werden nicht nur von Touristen fleissig besucht. Es hat hier noch ganz schiefe Gestalten herumhängen. Ihre Claims (Bodenbesitz) verteidigen sie verbissen mit allerlei Abschreckungs-Massnahmen, wie Totenkopf-Flaggen, Gewehrschüssen (oder wenigstens deren Androhung), Keep Out-Schildern.
Ausserhalb stehen angerostete Gold-Dredges, d.h. schwimmende Gold-Schaufel-Förder-Sortier-Maschinen, inmitten einer völlig umgegrabenen wüsten Landschaft aus Geröllsteinen und Wasser-Rinnsalen, herum. Dies sind riesenhafte Maschinen in Hausgrösse. Man kann darin herumwandern und allerhand ausgeklügelte Maschinerien bewundern. Sie sind zur rationellen Gold-Gewinnung entwickelt worden, und werden auch heute noch ab und zu eingesetzt.
Die Dredge liegt schwimmend in seichtem Gewässer. Der See, in dem die Dredge liegt, wird mit der Zeit immer kleiner, da der Creek durch die Ablagerungen der Dredge laufend aufgestaut wird. Über die riesigen Kettenschaufeln wird das vorzu mit Feuer aufgetaute Geröll auf einem Band ins Innere der Dredge gefördert. Hier wird das Gold nun das erste Mal aus dem Gestein gewaschen. Das Wasser stammt aus dem Creek und wird auch wieder dahin zurückgeleitet. Das ausgeschiedene Geröll wird nochmals nach Gewicht und Grösse sortiert, indem es durch eine Trommel geführt wird. Das grobe Gestein wird gleich wieder per Förderband nach draussen befördert. Diese bilden dann auch die enormen Geröllhalden, welche den Weg jeder Dredge säumen. Der nun verbleibende Kies und Schlamm wird nun über rüttelnde Holzbahnen geführt. Das schwere Gold sinkt zum Boden und verfängt sich schlussendlich in den Fasermatten. Von Zeit zu Zeit werden diese Matten ausgewaschen. Das Gold muss jedoch noch weiter gereinigt werden. Es wird nach «Bear Creek» gebracht, wo sie spezielle Maschinen und Geräte zu diesem Zweck haben, um das Gold auch zu kompakten Goldbarren einzuschmelzen.
In Dawson bleiben wir volle fünf Tage. Wir machen im Casino zum ersten Mal mit dem «Blackjack», aber auch mit den kunterbunten feuchtfröhlichen Tanzshows Bekanntschaft. Wir schauen, staunen, und lassen uns von der quirligen Menge durch die klingelnde, lachende, verbissene, angeheiterte Spiel-Halle treiben.
9 Top of the World HighwayDie staubige Schotterstrasse windet sich gemächlich über sanfte grüne Hügelkuppen hinauf und hinunter und hinauf. Egal ob wir uns gerade oben oder unten befinden, immer geniessen wir eine sagenhafte Aussicht über die endlose wellige Yukon-Landschaft. Das saftige Satt-Grün gleitet schimmernd in rauchiges Tannen-Grün, nebliges Blau-Grün und mündet im Übergang zum Königs-Blau des Himmels. Die sterbende Sonne legt einen orange-goldenen Schleier über Wiesen und Tannen. Ich kann die Gedanken ungehindert, ohne an eine physische Barriere zu stossen, frei schweben und weit schweifen lassen. Auch die Zeit ist nicht mehr wichtig. Wichtig ist, was man sieht und fühlt. Was ist mir wichtig? Ich möchte mich aus der starren Gewohnheit und den erlernten Regeln lösen und mich einmal ganz objektiv betrachten. Warum lebe ich so wie ich lebe? Gefällt es mir? Was gefällt mir nicht und wie kann ich es ändern? «Oh! Hier ist eine schöne Aussicht! Komm, hier bleiben wir heute Nacht. Ich habe Lust auf Pilz-Risotto. Ist das O.K.?»
9.1Die Grenze zu AlaskaSchon von Weitem sehen wir den einsamen Gebäudekomplex aus der Landschaft ragen. Kein Problem, die Visa sind immer noch gültig.
Ein Schild begrüsst uns: «Welcome to Alaska»